Über die HafenCity
Europas größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsvorhaben als Modell für die neue nachhaltige europäische City am Wasser
Mit der Entwicklung eines neuen Stadtraums entlang der Elbe setzt Hamburg über Europa hinaus neue Maßstäbe als ambitionierte integrierte Stadtentwicklung, die lokale Bedürfnisse und globale Anforderungen gleichermaßen verbindet. Auf einer Fläche von 157 ha entsteht eine lebendige Stadt mit maritimem Flair, die anders als reine büro- und einzelhandelsdominierte City-Räume die verschiedenen Nutzungen Arbeiten, Wohnen, Bildung, Kultur, Freizeit, Tourismus und Einzelhandel vereint. Doch die HafenCity unterscheidet sich noch in weiteren Aspekten von vielen anderen großen Stadtentwicklungsvorhaben in Wasserlage. Dazu gehören neben ihrer besonders zentralen Lage und dem hohen, weiterwachsenden Qualitätsanspruch, auch ein besonderes Urbanitätskonzept, die stark zunehmende ökologische Nachhaltigkeit und eine intensive soziale Mischung gestützt durch qualitätsvolle öffentliche Räume und ökonomische Nachhaltigkeitselemente.
Einzigartig sind auch die intensiven Wechselbeziehungen von Land und Wasser. Da die HafenCity trotz Hochwassergefahr nicht eingedeicht wurde, ist sie nicht vom Wasser abgeschnitten. Stattdessen wird das gesamte Gebiet auf ca. 8–9 m über NHN angehoben. Davon ausgenommen sind die Kai- und Uferpromenaden sowie die Wasserlagen der Plätze. Durch diese Warftkonzeption erhält das frühere Hafen- und Industrieareal eine neue charakteristische Topografie, die den Zugang zum Wasser und das hafentypische Milieu bewahrt und gleichzeitig den Hochwasserschutz gewährleistet.
Ziele
Die Zielsetzungen der HafenCity-Entwicklung sind sehr weitreichend und nicht auf Einzelaspekte beschränkt. Es gilt, ein neues Stück Stadt am Wasser städtebaulich-architektonisch, nutzungs- und identitätsbezogen, aber auch emotional neu zu schaffen. Insgesamt werden ca. 2,5 Mio. m² Bruttogrundfläche (BGF) oberirdisch neu gebaut und es entstehen über 7.500 Wohnungen für an die 16.000 Menschen, Dienstleistungsflächen mit bis zu 45.000 Arbeitsplätzen (davon 35.000 Büroarbeitsplätze), Bildungseinrichtungen (Kitas, Schulen, Universitäten), Gastronomie, Einzelhandels-, Kultur- und Freizeitangebote sowie Parks, Plätze und Promenaden – für rund 80.000 Gäste täglich, die nach der Gesamtfertigstellung erwartet werden.
Ausgangspunkt der städtebaulichen und architektonischen Neuerfindung des Ortes sind die gewachsenen Strukturen Hamburgs. Geformt wird das Milieau wesentllich durch die Speicherstadt, die charakteristischen Hafenbecken, einige wichtige Bestandsbauten sowie die Horizontalität und die Sichtlinien der inneren Stadt. Prägend ist zudem die Verwendung des roten Klinkers gegenüber der Speicherstadt und im Zentrum der HafenCity – genauso wie die helle, nahezu weiße Stadt an der über drei Kilometer langen südlichen Wasserkante zur Elbe.
Entwicklungsprozess
Seit 1997 bündelt die HafenCity Hamburg GmbH (HCH; bis 2004 unter dem Namen Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung GHS) als städtische Entwicklungsmanagerin, Grundstückseigentümerin – über das Sondervermögen Stadt und Hafen – und Bauherrin der Infrastruktur alle Aktivitäten der HafenCity-Entwicklung. Seit dem 1. Oktober 2006 hat das HafenCity-Gebiet zudem den Status eines sogenannten Vorbehaltsgebiets inne: Alle Bebauungspläne werden in der Kommission für Stadtentwicklung parteiübergreifend und aus einer gesamtstädtischen Perspektive beraten und von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) erarbeitet. Auch die Baugenehmigungen erteilt die Behörde und nicht, wie sonst üblich, der Bezirk.
Weil für die Konzept- sowie Architekturqualität international hohe Standards gesetzt werden, ist die Gewinnung von Bauherr:innen und Nutzungen, die bei der Setzung der Qualitäten mitwirken und dabei innovative Wege gehen wollen, besonders wichtig. Die für Wohnnutzung vorgesehenen Grundstücke werden nahezu alle ausgelobt, der Wettbewerb entscheidet. Ausschlaggebend ist dabei nicht der höchste erzielbare Verkaufspreis, sondern die Qualität der Nutzungskonzepte. Flächen für Bürogebäude dagegen werden in der Regel nicht ausgelobt. Stattdessen bewerben sich bei der HafenCity Hamburg GmbH Unternehmen, die mit ihren Beschäftigten mindestens 60 bis 70 Prozent eines zu errichtenden Gebäudes selbst nutzen wollen.
Nur mit Zustimmung der Kommission für Bodenordnung folgt in dem Prozess die sogenannte Anhandgabe, eine exklusive Option mit Planungsverpflichtung. Bauherr:innen müssen in dieser Phase in engem Dialog mit der BSW und der HCH einen Architekturwettbewerb durchführen und die Baugenehmigung vorbereiten. Erst nach deren Erlangung wird das Grundstück an den Anhandnehmenden verkauft. Diese Vorgehensweise fördert nicht nur ein kooperatives, anspruchsvolles und verlässliches Entwicklungsverhalten, sie bietet auch viele Vorteile für alle Beteiligten. Bauherr:innen haben ausreichend Zeit, ihre Planungen zu optimieren, die Finanzierung zu sichern und eventuell weitere Nutzende für das Gebäude zu akquirieren. Die Stadt hingegen hat die Möglichkeit, in der Entwicklungsphase intensiv steuernd die Qualität zu beeinflussen. Dadurch werden Risiken minimiert, Kosten gesenkt, Zeitabläufe optimiert und Planungsfehler vermieden.
Innovation
Für Hamburg ist die HafenCity nicht einfach ein großes Immobilienprojekt, dessen Einzelprojekte möglichst schnell und effizient realisiert werden sollen – es soll vielmehr vorbildliche Stadtqualität im Kontext einer Neudefinition von City für das 21. Jahrhundert entstehen. Das zeigt sich nicht nur städtebaulich, architektonisch oder nutzungsbezogen, sondern auch beim Thema Nachhaltigkeit. Nur ein Beispiel: Derzeit entwickelt die HCH mit den Konzeptionen zur nachhaltigen Mobilität (Sharing und E-Mobilität) in der östlichen HafenCity ganz neue Schwerpunkte und leistet damit gleichzeitig einen zentralen Beitrag zur nachhaltigen Transformationsstrategie Hamburgs. Aber auch soziale Nachhaltigkeit und soziale Resilienz werden fortlaufend strategisch weiterentwickelt und auch von den einzelnen Beteiligten aufgegriffen.
Immer neue Experimente und Innovationen werden so Teil einer immer anspruchsvolleren Entwicklung der HafenCity, die sich damit auch in vielen Feldern vom Masterplan des Jahres 2000 emanzipiert, ohne sich von dessen Grundidee zu entfernen. Dadurch, dass die HafenCity-Entwicklung gleichzeitig den institutionellen Rahmen für die Integration neuer Modellprojekte schafft, wird eine vielbeachtete Innovationsplattform erzeugt. Somit kann die Stadt Hamburg auch ihre Führungsrolle im Kontext zukunftsgerichteter Urbanität deutlich stärken und einen wesentlichen Beitrag zum klimagerechten und sozialen Fortschritt leisten.