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Soziale Entwicklung

Urbanität im sozialen Kontext

Die HafenCity hat sich innerhalb weniger Jahre aus einem ehemals rauen Hafenmilieu in einen urbanen Stadtraum mit vielfältigen sozialen, kulturellen und politischen Entfaltungsmöglichkeiten entwickelt. Jedes Jahr verzeichnet die HafenCity ein stetiges Wachstum der Bevölkerung und auch die Anzahl der Beschäftigten steigt kontinuierlich. Mittlerweile leben etwa 8.000 Menschen in über 4.000 Wohnungen in der HafenCity. 15.000 Beschäftigte arbeiten in 930 Unternehmen. Nach Fertigstellung des Stadtteils werden hier an die 16.000 Menschen wohnen und 45.000 Menschen ihren Arbeitsplatz haben. Bemerkenswert ist der hohe Anteil der Haushalte mit Kindern der mit 26,3 Prozent deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 18 Prozent liegt. Der Alltag in der HafenCity ist lebendig und die öffentlichen Räume sind zu verschiedenen Tageszeiten von unterschiedlichsten Personengruppen und Nutzungen geprägt: Neben Gewerbetreibenden und den Leuten, die in der HafenCity leben oder arbeiten, sind es vor allem Studierende und Gäste aus aller Welt und den unterschiedlichsten Orten Deutschlands. Auch aus anderen Stadtteilen Hamburgs kommen Menschen gerne in die HafenCity, insbesondere um die attraktiven Kultur- und Freizeitangebote zu nutzen.

Für einen funktionierenden urbanen Stadtteil ist es wichtig, dass ein Miteinander von Personen aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Milieus entsteht und nachbarschaftsbildende Strukturen mitgedacht und umgesetzt werden. Voraussetzung dafür sind ein diversifiziertes Wohnraumangebot für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, soziale Infrastrukturen, die den Bedürfnissen von Jung und Alt gerecht werden, aber auch ein die verschiedenen Gruppen berücksichtigender Beteiligungs- und Teilhabeprozess.

Wohnen

Lange Zeit galt Wohnen in der Innenstadt als wenig attraktiv. Heute steigen hingegen in innerstädtischen Lagen die Miet- und Kaufpreise von Wohnraum besonders stark an. Innerstädtisches Wohnen ermöglicht nachhaltige Lebensmodelle, bei denen die Menschen von kurzen Wegen zur Arbeit, zur Schule, zum Einkauf oder zu Freizeitorten profitieren. Dies ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern entlastet auch das Haushaltsbudget durch spürbar niedrigere Mobilitätsausgaben und ermöglicht für viele durch Zeitgewinne auch das bessere Kombinieren von Familie, Arbeit und Freizeit.  Um den verschiedensten Bevölkerungsgruppen den Zugang zum innerstädtischen Wohnungsmarkt in Hamburg sowohl aus sozialen als auch ökologischen Gründen zu ermöglichen, werden in der HafenCity von kommerziellen und gemeinnützigen Bauherr:innen Miet- und Eigentumswohnungen auf unterschiedlichem Preisniveau realisiert.

Baugenossenschaften und Baugemeinschaften tragen zu einem diversifizierten Wohnungsangebot seit Beginn der Entwicklung bei und leisten zusätzlich durch eine Vielzahl von Gemeinschaftseinrichtungen wichtige Impulse für ein soziales Miteinander. Seit 2010 sind mindestens 20 Prozent und seit 2011 mindestens ein Drittel aller Wohnungen öffentlich gefördert. Die Diversität des Wohnungsangebots wird durch den sogenannten Drittelmix nochmals deutlich erhöht. Wohnungen des 1. und 2. Förderwegs kosten monatlich 7,10 Euro/m² beziehungsweise 9,20 Euro/m². Neben der preislichen Differenzierung trägt aber auch die Auswahl der Bauherr:innen zu einer Diversität der Wohnkonzepte bei. Im Quartier Baakenhafen in der östlichen HafenCity entsteht eine ganz besondere Konzeptvielfalt, die das Quartier zum Wohn- und Begegnungsort unterschiedlichster Alters- und Sozialgruppen macht. Die Wohnbauvorhaben umfassen unter anderem Mehr-Generationen-Wohnen für Familien, Studierende, Personen höheren Alters sowie Menschen mit Behinderung. Neben einer Vielzahl privater Bauherr:innen, Baugemeinschaften und Baugenossenschaften errichten verschiedenste soziale Trägerschaften ein äußerst vielfältiges und sozial gemischtes Wohnungsangebot. Ermöglicht wird das diversifizierte Wohnangebot durch eine die öffentlichen Grundstücke betreffende Vergabepraxis, die das Konzept (70 Prozent) stärker als den Preis (30 Prozent) gewichtet.

Mehr-Generationen-Stadtteil

Die Vielfalt an Konzepten, Preisniveaus und Architekturen im Wohnungsbau trägt zu einer bunten Mischung der Bevölkerung bei. Anders als in vielen beliebten innerstädtischen Quartieren dominieren nicht die Ein-Personen-Haushalte. Stattdessen gibt es eine die Nachbarschaft fördernde Mischung, bei der Familien und ältere Menschen, aber auch andere Gruppen wie Studierende eine besondere Bedeutung haben. Der Anteil der in der HafenCity gemeldeten Haushalte mit Kindern liegt mittlerweile bei 26,3 Prozent – deutlich über anderen beliebten Stadtteilen wie Eimsbüttel (13), Eppendorf (14,7), Winterhude (13,5), Neustadt (11,4) und auch deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 18 Prozent. Gleichzeitig ist die HafenCity der einzige innerstädtische oder innenstadtnahe Stadtteil, der überwiegend aus Mehrpersonen-Haushalten besteht (66,9 Prozent gegenüber 45,6 Prozent in Hamburg insgesamt). Die durchschnittliche HafenCity-Haushaltsgröße beträgt 2,2 Personen. In Eimsbüttel, St. Pauli, der Neustadt oder in St. Georg liegt dieser Wert bei 1,5. Mit der Fertigstellung weiterer besonderer Wohnkonzepte im Bereich der östlichen HafenCity wird der Familienanteil, aber auch der Anteil von älteren Menschen sowie anderer Gruppen, die auf Betreuung und Pflege angewiesen sind, und auch von Studierenden nochmals deutlich steigen. Viele ältere Menschen haben sich nach dem Auszug ihrer Kinder gezielt für die HafenCity als Wohnsitz entschieden. Sie wählen einen Lebensmittelpunkt, der Kulturangebote, ein sozial lebendiges Umfeld und die direkte Nähe zu jungen und berufsorientierten Paaren und Singles bietet. Besonders reizvoll sind für die hier Lebenden zudem die emotional positiv besetzte Wasserlage, die individuellen Wohntypologien sowie die gute Verkehrsinfrastruktur und attraktive Fuß- und Radwegbeziehungen in der HafenCity

Die HafenCity vernetzt zudem die in den verschiedenen Bauvorhaben integrierten sozialen Einrichtungen, die im Bereich Betreuung und Pflege tätig sind. Ziel ist es, Kooperation zwischen Trägerschaften zu ermöglichen, um Synergieeffekte für ein Versorgungsangebot zu nutzen und selbstbestimmtes Wohnen von Menschen im Quartier bis ins hohe Alter zu ermöglichen. Dieses soll sich nicht nur an Bewohner:innen einzelner Gebäudekomplexe richten, sondern für alle zugänglich sein, die in der HafenCity leben. Um den vielfältigen Ansprüchen von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen gerecht zu werden, entsteht zudem eine vielfältige soziale Infrastruktur. Zur sogenannten „harten“ Infrastruktur zählen die Bildungs- und Sportinfrastruktur, Grün- und Freizeitanlagen sowie die in Planung befindlichen Gemeinschaftshäuser. Mit voraussichtlich zwölf Kindertagesstätten (derzeit sechs), zwei Grundschulen (derzeit einer), der in Planung befindlichen weiterführenden Schule (Stadtteilschule und Gymnasium), drei Hochschulen und zwei Hochschulniederlassungen verfügt die HafenCity über ein hervorragendes Bildungsangebot. Die Sportinfrastruktur besteht aus einer Vielzahl multifunktional nutzbarer Grünanlagen, Plätzen und Promenaden, sowie spezieller Sporteinrichtungen. Aktuell bestehen unter anderem mehrere Streetball-Anlagen, eine Skateanlage und ein temporärer Bolzplatz. Im Quartier Oberhafen entsteht ein wettkampftauglicher Fußballplatz und verschiedenen Leichtathletik-Anlagen. Drei große Spielplatzanlagen ziehen auch Familien aus anderen Stadtteilen in die HafenCity. Die sogenannte „weiche“ Infrastruktur bestehend aus zahlreichen zivilgesellschaftlichen Einrichtungen wie Initiativen, Vereinen und dem Ökumenischen Forum (Zusammenschluss aus 21 Kirchen aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg) füllt die harte Infrastruktur mit einem großen Programm sozialer Angebote.

Nachbarschaft

Eine besondere Bedeutung kommt den geplanten Spiel- und Gemeinschaftshäusern im Grasbrookpark sowie Baakenpark zu. Sie dienen als Knotenpunkt für soziales, nicht-kommerzielles Engagement und als Raum für nachbarschaftliches Miteinander – etwa durch Bildungs-, Spiel und Kreativangebote, Beratungs- und Informationsleistungen, Organisation von Workshops und Kursen und als Treffpunkt. Jeweils etwa die Hälfte der Grundfläche wird der gemeinschaftlichen Nutzung mit Mehrzweckräumen, Büros, Küchen und Co-Working-Spaces zur Verfügung stehen. Die andere Hälfte wird Kiosk, öffentliche Toiletten und Lagerfläche für Leihgeräte. Das Netzwerk HafenCity e. V. hat bei der Nutzungskonzeption und der Vorprüfung des 2019 ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs mitgewirkt. 2021/22 haben die Bauarbeiten begonnen. Die Eröffnung des Gemeinschaftshauses im Grasbrookpark ist für den Sommer 2024 geplant. Das Gemeinschaftshaus im Baakenpark soll bis Ende des Jahres 2024 folgen.

Der zukünftige operative Betrieb der Gemeinschaftshäuser wird durch den Verein Quartiersmanagement HafenCity organisiert. Der Verein finanziert sich nach seiner Startphase vollständig aus den Mitgliedsbeiträgen und kommt ohne öffentliche Gelder aus. Eigentümer:innen von Grundstücken in der HafenCity haben sich mit Kauf verpflichtet, einen finanziellen Beitrag zu leisten. 

Eine nachbarschaftliche Bindungswirkung geht auch von den öffentlichen Räumen aus. Plätze, Parks und Promenaden sind Begegnungsorte, dessen multifunktionale Gestaltung den Ansprüchen unterschiedlichster Gruppen genügt. Durch die Aktivierung der Erdgeschosslagen durch publikumsbezogene Nutzungen – also Nutzungen mit kleinem oder größerem Strom von Gästen – erfährt der öffentliche Raum eine zusätzliche Qualitätssteigerung. Dies fördert die zufälligen Begegnungen von ansonsten wenig in Kontakt stehenden Bevölkerungsgruppen und sorgt somit niederschwellig für einen verstärkten Austausch innerhalb der Quartiere.

Beteiligung

Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung der HafenCity war zu Beginn deren Lage auf ehemaligen Hafen- und Industrieflächen – nicht nur infrastrukturell, sondern auch in Bezug auf die soziale Entwicklung. Anders als bei anderen städtebaulichen Projekten gab es auf dem Gebiet der HafenCity praktisch keine Bewohnerschaft. Die Nachbarquartiere der Innenstadt umfassen nur in sehr geringem Maße Wohnraum. Die durch die ehemalige Zollgrenze fast 125 Jahre lang andauernde Trennung vom Rest der Stadt sorgte dafür, dass nur wenige Menschen in Hamburg einen Bezug zur werdenden HafenCity hatten. Erst mit Bezug der ersten Wohnungen und Gewerbeflächen entwickelte sich ein verstärktes zivilgesellschaftliches Interesse an der konkreten Ausgestaltung der Entwicklung. Der Stadtteilverein Netzwerk HafenCity e. V.  bietet eine Plattform für nachbarschaftliche Interessen. Diese kommen auch in weiteren Initiativen und Vereinen wie dem Sportverein Störtebeker SV, dem Spielhaus HafenCity e. V., der Initiative Freunde des Lohseparks, der Initiative Schulcampus Lohsepark und dem Verein Flüchtlingshilfe HafenCity e. V. zum Ausdruck. Die HafenCity Hamburg GmbH steht im regelmäßigen Austausch zu diesen und anderen zivilgesellschaftlichen Handelnden des Stadtteils.

Die Bevölkerung wird regelmäßig in die Planungen in der HafenCity einbezogen, sei es durch Einbindung in die architektonischen Wettbewerbsverfahren oder durch eine Integration in die konkreten Planungsprozesse. Beispielhaft sind etwa die Spielplatzplanungsprozesse: Von Beginn an wurden Personen aus der HafenCity in die Planungen miteingebunden. Bei der Realisierung von Grasbrook- und Lohsepark wurden zahlreiche Ideen und Anregungen eines Schülerbeirats der Katharinenschule berücksichtigt und der Freiraum des Quartiers Baakenhafen würde ohne die einzigartigen Ideen der vielen beteiligten Vor- und Grundschulkinder, die im Rahmen eines großen Beteiligungscamps ihre Gestaltungswünsche geltend machten, anders aussehen. Regelmäßige Informations- und Diskussionsveranstaltungen stehen zudem der ganzen Bewohnerschaft sowie allen Gewerbetreibenden der HafenCity offen. 

Gute Nachbarschaften und ein gelungenes Gemeinwesen entwickeln sich nicht von allein: Sie benötigen Begegnung, Austausch und Partizipation – und sie brauchen Menschen, die sich dafür engagieren. Im Rahmen der Entwicklung der HafenCity wurde bereits früh erkannt, dass es aktiver Angebote für soziokulturelle Teilhabe bedarf, um gemeinschaftsfördernde Strukturen zu generieren. Diese Strukturen sollen aus dem Stadtteil heraus entstehen und von den Menschen, Unternehmen und quartiersbezogenen Einrichtungen aus der HafenCity getragen werden. Zur institutionellen Verankerung dieses Leitgedankens wurde am 12. September 2023 der Verein „Quartiersmanagement HafenCity“ gegründet. Damit wird gegenwärtig der Weg für eine innovative Idee geebnet, die vor rund zehn Jahren geboren wurde: Die Vision einer auf Gemeinschaft, Gemeinwohl und sozialer Teilhabe ausgerichteten HafenCity soll Wirklichkeit werden. Der Verein steht sämtlichen Menschen, Organisationen und Einrichtungen offen, die in der HafenCity leben, arbeiten bzw. tätig sind oder ein berechtigtes Interesse an der sozialen Entwicklung der HafenCity haben.

Zum Jahresende 2023 wird die HafenCity über ein eigenes Quartiersmanagement verfügen, das als soziale Anlaufstelle und Impulsgeber im Stadtteil fungieren wird, niedrigschwellige Angebote schafft, vernetzende sowie aktivierende Funktionen ausübt und das soziokulturelle Miteinander langfristig stärkt. Oberstes Ziel des Vereins Quartiersmanagement HafenCity ist es, sich für die Belange der unterschiedlichen Interessengruppen – Eigentümer:innen, Mieter:innen, Gewerbetreibende, soziale und stadtteilbezogene Einrichtungen und Initiativen sowie kultur- und bildungsbezogene Einrichtungen – einzusetzen und sie zu engagieren, um gemeinsam mit den zukünftigen Mitgliedern dauerhaft zu einer nachbarschaftlichen, inklusiven und lebendigen HafenCity beizutragen.  

Stadtentwicklung

Stadträume

Stadt der Plätze, Parks und Promenaden

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Urbanes Arbeiten

Vom rauen Hafen zum mordernen Arbeitsort